Interview mit Hendrik
Hallo Hendrik, du einer unser Assetto Corsa Fahrer der ersten Stunde. Was hat dich zum Simracing gebracht?
Wir haben früher kleine Forza-Nordschleife Events bei einem Freund veranstaltet. Nach einer längeren Pause hatte ich auf Youtube wieder mal gesehen, wie jemand in Assetto Corsa auf der Nordschleife unterwegs war. Da war der Anreiz wieder da. Privat konstruiere und baue ich sehr gerne alles was in Richtung Maschinen geht, als Ausgleich zu meinem Beruf als Programmierer. Gerade im Simracing Bereich bot sich da eine sehr breite Möglichkeit an, sich eigene Hardware zu bauen.
Und wieso ist es dann die Simulation Assetto Corsa geworden? Die Nordschleife gibt es ja auch in iRacing und Raceroom.
Ich bin allgemein ein Freigeist und lasse mich nur ungerne einschränken. Assetto Corsa bietet durch ihre zahlreichen Mods sehr viele Möglichkeiten die Simulation zu erweitern. In den anderen Simulationen gefallen mir die Zahlungssysteme nicht.
Da hat man bei AC natürlich mehr Möglichkeiten das stimmt. Aber lässt die Qualität der gemoddeten Fahrzeuge und Strecken nicht zu wünschen übrig? Oder sind die mittlerweile auf einem sehr hohen Niveau?
Es gibt Unterschiede in Qualität von Mods, vor allem einige Kauf-Mods sind in der Qualität enorm hoch. Es gibt sogar kostenfreie Fahrzeuge, die mit Hilfe von echten Rennfahrern und ihren in der Realität gefahrenen Fahrzeugen entwickelt wurden. Dann gibt es zudem modifizierte original Strecken wie die NOS als Mehrklassen-24h Variante, welche um die Anzahl an Slots erweitert wurden, kleine Details wie erweiterte Modelle am Straßenrand oder Texturen auf der Strecke die hinzugefügt wurden.
Du bist ja im Berufsleben auch eher in der Softwarebranche unterwegs. Wie bist du jetzt dazu gekommen deine eigene Werkstatt einzurichten und selbst Simracing Hardware herzustellen?
Ich habe bereits lange vor meiner Zeit im SimRacing Bereich viel an Autos geschraubt und mir 2 Autos privat restauriert. Vor allem der Motorenbau hat mich sehr erfreut. Mit der Zeit kam der Trend der 3D-Drucker, wo ich eines Tages dann auch einfach mal einen gekauft habe. Danach folgten verschiedene selbstgebaute 3D Drucker und nun auch eine eigene konstruierte und gebaute CNC-Maschine. Aus dieser Zeit hatte ich auch mein CAD-Wissen zur Zeichnung von Modellen und Konstruktionen. Das bietet sich im SimRacing-Bereich auch sehr gut an. Hier kann ich nun eigene Sachen bauen, ohne in Probleme mit dem Tüv zu geraten und dem Aufwand ein Gutachten erstellen lassen zu müssen. Aktuell geht der Trend dank OSW DirectDrive und den OpenSource SFX100-Aktuatoren stark in den Eigenbau in unserem Hobby, was mich persönlich enorm freut. Ich bin mit den ersten Varianten der hydraulischen Pedalerie und des ersten eigenen Lenkrades bereits sehr zufrieden. Aktuell bin ich dabei mein eigenes Alurig fertig zu stellen, welches später auch auf das Motionsystem mit den SFX100-Aktuatoren erweitert werden soll. Zudem zeichne ich momentan eine überarbeitete Version meines Lenkrades, wo auch weitere Designs folgen werden.
Du schreibst ja gerade selbst das du dir eine Hydraulische Bremse gebaut hast. Kannst ein wenig dazu sagen?
Das Konzept einer hydraulischen Bremse ist eigentlich ein recht einfaches. Mit Hilfe von einem Bremszylinders aus dem Automobilbereich und einem Pull-Type Zylinder kann man über einen Öldrucksensor sehr präzise den erzeugen Pedaldruck an den Rechner übermitteln. Durch verschiedene Gummi-Lager die als Widerstand auf der Welle vom Pull-Type Zylinder angebracht sind kann der Pedalwiderstand (wie fest gedrückt werden muss) variiert werden. Durch unterschiedliche, kombinierte Gummi-Lager können sogar die Widerstände in verschiedenen Pedalstellungen simuliert werden. Durch diese Kombination mit Hydraulik fühlt sich das Pedal enorm realitätsnah an und lässt sich fantastisch dosieren.
Nicht nur die Bremse hast du selbst geplant und gebaut sondern auch Wheel‘s produzierst du ja mittlerweile selbst. Werden diese Produkte auch irgendwann käuflich zu erwerben sein?
Aktuell probiere ich verschiedene Varianten im Aufbau und Produktion von so einem Wheel aus. Mir ist wichtig, dass das Wheel später ohne Probleme mit einem 30NM DirectDrive ohne Bedenken 24H Rennen absolvieren kann und man die Qualität auch in der Hand spürt. Aktuell befindet sich ein Wheel im Prototypen-Status und wird noch von mir und Freunden getestet. Wenn wir alle vollständig zufrieden mit dem Ergebnis sind, besteht die Überlegung an eine Handvoll Rims in Kleinstserie zu bauen – wir warten mal ab, was dort die Zukunft bringt und ob Interesse an den Wheels besteht. Selbst bei hohem Interesse wird dies kein Fulltime-Business werden, denn der Arbeitsaufwand und spätere Preis würde niemals in Relation stehen. Wenn man aber ein paar Enthusiasten damit erfreuen kann, wäre das schon ein sehr tolles Ergebnis.
Jetzt wollen wir aber nochmal zurück zur Software. Wie findest du das aktuelle Werk von Kunos Assetto Corsa Competizione (ACC)? Gehen die Italiener da einen richtigen Weg?
Die Grafik und die Fahrdynamiken im Bereich Wetter finde ich fantastisch und sehr spannend was die Zukunft angeht, da zudem viele Mechaniken für eine bessere Onlineexperience hinzugekommen sind. Man muss allerdings sagen, dass dank Mods wie SOL und qualitativ sehr hochwertigen Ligen wie VirtualRacing aktuell das alte Assetto Corsa eigentlich schon fast alles bietet was ich mir von einer Simulation in einer Competition vorstelle. Reines Onlinerennen fahren mit unbekannten Fahrern hingegen ist eine Katastrophe, genau das wird sich denke ich in ACC stark verbessern. Wermutstropfen ist für mich allerdings, dass das Modding durch die neue Grafikengine wohl deutlich schwerer geworden ist und dass ACC momentan nur mit dem reinen GT3 Content ausgeliefert wird. Allein das die Nordschleife nicht enthalten ist, macht für mich das Spiel im aktuellen Stand noch uninteressant. Ich hoffe und denke aber, dass sich das in der Zukunft noch ändern wird und wir mehr Variationen im Bereich Fahrzeuge und Strecken bekommen, egal ob original über Kunos oder mit Hilfe von Mods.
Das ist ja glaube ich auch so die aktuelle Meinung der Community. Jetzt bist du ja bei VRLN und der VTWC beides im Cupra Leon bei VirtualRacing unterwegs. Was sind denn so deine Ziele für dieses Jahr?
Durch den Ausfall von meinem Consumer-Lenkrad (Wheelbase abgebrannt) und den Umstieg auf eigene Hardware und DirectDrive konnte ich nun leider einige Rennen in den beiden Serien nicht bestreiten. Deshalb werde ich keine großen Ziele mehr in diesen Ligen für diese Saison anstreben können. Ich möchte erstmal weiter Erfahrung im Bereich von Competition angestrebten Rennen sammeln und meine Pace weiter verbessern. Ich bin auf das kommende 24H Event gespannt welches wir bestreiten werden. Was danach die Zukunft bringt werden wir sehen, ich hoffe allgemein auf eine höhere Konstanz was die Rennergebnisse anbelangt.
Unser Assetto Corsa Team in Newman ist aktuell ja sehr aktiv und es macht einen riesen Spaß mit den Jungs zu trainieren – wir haben tolle Fahrer und Persönlichkeiten in der letzten Zeit hinzubekommen, die kaum zu Bremsen sind was deren Engagement und Freude am Fahren angeht. Manche trainieren mittlerweile täglich mehrere Stunden, am Wochenende teilweise sogar mehrmals am Tag.
Wir haben extra für diesen Zweck 3 Assetto Corsa Server geschaltet, wo auch jeder herzlich willkommen ist einfach mit zu fahren und Spaß zu haben. Diese sind alle mit dem SOL Mod und dem Tag-/Nachtwechsel ausgestattet. Alle Teamfahrer haben Adminrechte für die Server. Langfristig planen wir eine kleine, eigene, interne Liga – wo auch die Newman iRacing Fahrer daran teilnehmen können, was wir sehr begrüßen werden.
Informationen über Rundenzeiten und welche Inhalte gerade aktiv sind erfahrt ihr unter:
https://ac1.newman-simracing.de/live-timing
https://ac2.newman-simracing.de/live-timing
https://ac3.newman-simracing.de/live-timing
Ja das Stimmt die Assetto Corsa Sparte bei uns im Team nimmt gerade richtig Fahrt auf. Vielen Dank das du dir die Zeit genommen hast und wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und Spaß bei uns im Team.
Ich danke dir, und weiterhin einen guten Appetit bei deiner Currywurst am Bahnhof – Kai ist ein echtes Multi-Tasking Talent: Ein Interview führen und am Hamburger Hauptbahnhof parallel eine Currywurst futtern!
Ja vielen Dank für das Lob, ich muss aber sagen das die Berliner die deutlich bessere Wurst haben.